von CHRISTOPHER BLACK, 13. Januar 2025
Donald Trumps beispiellose Drohungen gegen Verbündete wie Kanada, Dänemark und die Nato selbst haben Empörung ausgelöst und die Fragilität internationaler Allianzen unter seiner Regierung deutlich gemacht. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kanada aus den USA militärisch bedroht würde.
Trumps Wortbruch
Präsident Trump hat seine Wahl zum US-Präsidenten unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, der Welt Frieden zu bringen und die Kriege der USA zu beenden. Aber er hat sein eigenes Volk und die Alliierten mit neuen Angriffsdrohungen der Vereinigten Staaten gegen zwei Nato-Staaten, Kanada und Dänemark, sowie gegen Mexiko und Panama verraten. Er droht nicht nur damit, in Mexiko einzumarschieren, sondern noch weiter zu gehen und den Namen des Landes aus der Geschichte und von der Landkarte zu tilgen, da er behauptet hat, er werde den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen lassen. Er scheint nicht zu wissen, dass der Name seines Landes nicht Amerika lautet, sondern damit die gesamte westliche Hemisphäre bezeichnet wird.
Die Drohungen beginnen
In Bezug auf Mexiko und Kanada begann Trump seine Angriffe mit der Drohung, Zölle auf ihre Exporte in die USA zu erheben, unter dem Vorwand, sie dafür zu bestrafen, dass sie ihre Grenzen nicht kontrollieren und Fentanyl in die USA einführen. Jeder wusste, dass das nur ein Vorwand war, als er diese Drohungen aussprach. Jetzt gibt er es zu, denn er ist kühner geworden und erklärt offen, dass er die Ressourcen Kanadas, die die USA ohnehin bereits zu Schleuderpreisen erhalten, sowie die Ressourcen Grönlands haben will. Er will den Panamakanal [wieder] übernehmen, um es chinesischen und anderen Schiffen zu erschweren, ihre Ziele billig zu erreichen oder es überhaupt verhindern. Mexiko ist ihm zuwider, weil es sich weigert, Russland zu verurteilen, sich der US-Hegemonie in Lateinamerika widersetzt und wie Kanada über Öl verfügt, das er stehlen möchte.
Die Reaktion
Als Reaktion auf diese Drohungen sind viele Witze gemacht worden, vor allem in den Medien der Vereinigten Staaten, sowohl in den Haupt- als auch in den Alternativmedien, insbesondere in Bezug auf Kanada. Es wird viel über die Bedrohung Grönlands und Panamas gesprochen, aber der allgemeine Tenor der Kommentare der USA und der von ihr beeinflussten Menschen in der Welt ist, dass die Hälfte der Kanadier den Beitritt zu den USA begrüßen würde, dass die nationale Souveränität nicht mehr das sei, was sie einmal war, und anderer Unsinn, der die Menschen von den Fakten ablenken soll.
Trump droht mit Aggression gegen Nato-Staaten
Tatsache ist, dass Trump offen mit einer Aggression gegen diese Staaten droht, was das schwerste Kriegsverbrechen darstellt, und zwar in Bezug auf Kanada und Dänemark, zwei Nato-Staaten. Die Vereinigten Staaten drohen damit, die Nato anzugreifen. Das ist die bizarre Realität.
Die Menschen sollten daran erinnert werden, was in Artikel 1 des Nato-Vertrages steht, der da lautet:
„Die Vertragsparteien verpflichten sich, in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen alle internationalen Streitigkeiten, in die sie verwickelt sind, mit friedlichen Mitteln so beizulegen, dass der Weltfrieden, die internationale Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden, und in ihren internationalen Beziehungen von der Androhung oder Anwendung von Gewalt in einer Weise abzusehen, die mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbar ist.“
Die USA unter Trump haben die Absicht, jedes Wort von Artikel 1 zu verletzen. Jedes Wort. Und keiner in der Nato wagt etwas zu sagen. Aber auch im UN-Sicherheitsrat sagt niemand etwas zu dieser neuen Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit.
Was sagt der Nato-Vertrag über einen Angriff eines Nato-Mitglieds auf andere Nato-Mitglieder? Nichts. Artikel 5 bezieht sich auf die kollektive Verteidigung aller Nato-Mitglieder, wenn eines von ihnen angegriffen wird, aber aus dem Kontext geht klar hervor, dass ein Angriff der Vereinigten Staaten, in diesem Fall auf Kanada oder Dänemark, nicht die Anwendung von Artikel 5 in deren Namen auslösen wird. Was also die Bedrohung durch die USA betrifft, so ist der Nato-Vertrag für die anderen Mitglieder ein nutzloses Stück Papier. Und natürlich haben wir gesehen, wie Deutschland sich das gefallen ließ, als die USA ihre Gaslieferungen aus Russland sabotierten, indem sie die North-Stream-Pipeline in die Luft sprengten und die Deutschen und andere EU-Staaten zwangen, teures US-Flüssiggas zu kaufen – ein mafiöses Geschäft.
Die USA sind in einer so verzweifelten Lage, dass sie sogar ihre Nato opfern, indem sie offen mit einem Angriff auf Kanada und Dänemark drohen. Im Fall von Deutschland wurde der Angriff vertuscht. Niemand spricht darüber, oder es werden Sündenböcke für ein amerikanisches Verbrechen verantwortlich gemacht, um zu versuchen, die Nato intakt zu halten. Dieses Täuschungsmanöver ist nun aufgegeben worden. Die offenen Drohungen gegen Kanada und Dänemark bedeuten, dass die beiden Länder nicht mehr durch das Nato-Bündnis geschützt sind, da die USA, die den Pakt kontrollieren, die Drohungen aussprechen. Sie müssen sich selbst verteidigen, so gut sie können. Die Nato ist nicht nur militärisch, sondern auch politisch zu einem Scherbenhaufen geworden. Und natürlich zeigt sich die krasse Heuchelei der US-Amerikaner und ihrer Alliierten, zumal sie sich nicht mehr über Russlands Vorgehen in der Ukraine beschweren können, wenn die USA drohen, mehrere ihrer eigenen Verbündeten zu erobern.
Die Reaktion von Russland und China
Man könnte annehmen, dass Russland und China die Chance ergreifen würden, sich in dieses Chaos einzumischen und die Nato weiter zu spalten und zu versuchen, Kanada und Dänemark von den USA weg und zu sich selbst zu locken. Aber sie haben sich kaum zu diesem Thema geäußert, außer in Bezug auf Grönland. Sie scheinen sich überhaupt nicht um Kanada zu scheren.
Das ist einigermaßen verständlich, denn Kanada war und ist einer der feindlichsten Vasallen der USA, und vielleicht lachen sie über die Situation, in die sich Kanada begeben hat, indem es sich so lange der US-Herrschaft andiente und dafür sich Russland und China, die Freunde sein wollten, zu Feinden gemacht hat.
Eine solche Haltung ist jedoch ein tragischer Irrtum, denn die kanadische Bevölkerung unterstützt die Politik der kanadischen Regierung gegenüber Russland und China keineswegs, und viele wünschen sich die Wiederherstellung guter Beziehungen und freuen sich auf eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Russland und China. Jetzt, angesichts der Drohungen der USA, wird vielen anderen Kanadiern bewusst, welchem Hegemon wir all die Jahre gedient haben, doch wenn sie sich nach Freunden umsehen, die sie unterstützen, ist niemand da, während Russland und China die bittere Ironie des Ganzen amüsiert zur Kenntnis nehmen.
Das mag für eine Weile amüsant sein, aber für die Kanadier ist das kein Grund zum Lachen. Das kanadische Volk würde Erklärungen begrüßen, die zumindest die kanadische Souveränität, wenn schon nicht bestimmte Regierungen, so doch den Wunsch des kanadischen Volkes unterstützen, sein eigenes Leben so zu leben, wie es sich seit zweihundert Jahren entschieden hat, nämlich frei von US-amerikanischer Tyrannei.
Amerikanische Propaganda, die der Bedrohung vorausging und sie unterstützte
Die US-amerikanische Propaganda gegen Kanada hat sich seit mehreren Jahren aufgebaut, wobei ein Großteil davon von einer Legion rechter Kanäle auf YouTube und anderen sozialen Medien kam. Während sich die kanadische Regierung über den chinesischen oder russischen Einfluss auf unsere „Demokratie“ aufregte, ignorierte sie, was direkt vor ihrer Nase geschah, nämlich die ständigen und unverhohlenen Versuche der Vereinigten Staaten und ihrer Geheimdienste, die politischen Ereignisse in Kanada zu kontrollieren.
Es geht weiter mit Lügen über Kanadier, die lieber in den USA leben wollen. Damit soll das Vertrauen der Kanadier untergraben und die US-Amerikaner dazu gebracht werden, Trumps Drohungen zu unterstützen. Seien Sie versichert, dass niemand in Kanada in den USA leben will, abgesehen von einigen wenigen, die amerikanische Vorfahren oder Pässe haben, oder von denjenigen, die für Ölfirmen im Westen Kanadas arbeiten.
Trumps Propaganda, die von US-Amerikanern und sogar von Schriftstellern in Europa übernommen wurde, um diese Aggression zu rechtfertigen, zeichnet ein Bild, wonach Kanadas Haushalte in hohem Maße von den wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA abhängen und dass dies die Absurdität der Souveränität unter solchen Bedingungen verdeutlichen würde.
Die Wahrheit ist jedoch, dass der kanadische Haushalt überhaupt nicht von den wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA abhängig ist. Der kanadische Staatshaushalt wird vollständig aus inländischen Steuern finanziert. So war es schon immer. Auch die Entwicklung des Landes ist nicht von den USA abhängig. Vielmehr haben die USA die Entwicklung Kanadas durch ihre Politik gegenüber unserem Land gelähmt, wie sie es auch gegenüber Mexiko und der EU tun.
Oder, so fragen Trump und Konsorten: „Warum sollten die USA die Unabhängigkeit Kanadas weiterhin unterstützen, wenn die Kosten die Vorteile überwiegen?“ Die Antwort ist, dass die USA die kanadische Unabhängigkeit noch nie „gestützt“ haben.
Die USA profitieren von Kanada
Wir sind es, die die USA mit billigem Öl (4 Millionen Barrel pro Tag), billigem Gas (3 Billionen Kubikfuß pro Jahr) und Elektrizität unterstützen – Kanada versorgt den größten Teil des Nordens und Nordostens der USA mit Strom. New York City ist auf Strom aus Québec angewiesen. Kanada liefert Holz, Papier, Weizen, Uran und Metalle der seltenen Erden, ohne die das Land nicht funktionieren kann. Darüber hinaus sind wir gezwungen, ihre nutzlosen F35-Kampfflugzeuge zu kaufen, um ihre Rüstungsindustrie zu stützen, und sie haben unsere Streitkräfte kostenlos eingesetzt, um ihnen in ihren Kriegen zu helfen, die nur ihnen und nicht Kanada zugute kommen und die den Kanadiern hohe Kosten verursacht haben. Kanada hat in beschämender Weise ihre Kriege subventioniert.
Kanada hat die Vereinigten Staaten gestützt, so wie die europäischen Nationen sich zwingen liessen, dies zu tun, und ebenso die Welt, die den Dollar als Weltwährung verwendet, obwohl sein tatsächlicher Wert angesichts der riesigen US-Schulden nahe Null liegt.
Kanadas Raison d’Être: Wir lehnen alles ab, wofür die USA stehen
Kanadas Raison d’Être, der Grund für seine Existenz, ist, dass wir alles ablehnen, wofür die USA stehen. Trotz der schlechten Führung unserer vasallischen Regierungen in den letzten fünfundzwanzig Jahren, die Kanada in kriminelle Abenteuer in anderen Ländern geführt hat, mögen die Kanadier die amerikanische Kultur nicht, ihre Arroganz, ihre Herablassung, ihre Gewalt, ihre Form der „Demokratie“, ihr politisches System, das faktisch ein Einparteiensystem ist, ihre völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben ihrer Bürger, das ständige Mobbing und ihre pathologische Gesellschaft im Allgemeinen.
Kanada, zumindest der englischsprachige Teil, wurde in seinen Anfängen größtenteils von den Kolonisten besiedelt, die nach 1783 aus den Vereinigten Staaten geflohen waren, den United Empire Loyalists, die bis zu einem Drittel oder mehr der Bevölkerung ausmachten und nach Norden flohen, um dem zu entgehen, was auf sie zukam, und sich in „Oberkanada“, dem heutigen Ontario, „Niederkanada“, dem heutigen Québec, und den Seeprovinzen niederließen.
Im Krieg von 1812 führten die Amerikaner ihre erste ausländische Invasion in Kanada durch und behaupteten in ihren Pamphleten, dass sie uns „Demokratie“ mit Hilfe von Bajonetten bringen würden. Das kanadische Volk wollte nicht, was ihnen verkauft wurde, und leistete Widerstand. Die Amerikaner wurden besiegt, und am Ende des Krieges befanden sich große Teile der Vereinigten Staaten unter britischer und kanadischer Kontrolle, die erst in Friedensverhandlungen wieder freigegeben wurden.
Nach ihrer Niederlage konzentrierten sich die Vereinigten Staaten auf den langen Krieg gegen Mexiko, von dem sie immer noch große Teile illegal besetzt halten und auf dessen Rückübertragung unter seine Kontrolle Mexiko ein Recht hat.
Kanadas Verteidigungsplan Nr. 1
Es gab weitere Versuche, Kanada anzugreifen, darunter einen von General _Grant_, nachdem die amerikanischen Streitkräfte 1865 die Streitkräfte der Konföderierten Staaten von Amerika besiegt hatten und er mit seiner großen Armee einmarschieren wollte, was aber durch interne Probleme vereitelt wurde. Einen weiteren Versuch gab es in den 1870er Jahren mit den _Fenian Raids_, und auch später gab es noch militärische Drohungen. Tatsächlich wurde die allgemeine Bedrohung als so ernst angesehen, dass Kanada bis 1982 einen Plan hatte, wie das Land im Falle eines US-Angriffs zu verteidigen sei, das _Defence Scheme No. 1_.
Defence Scheme No. 1 war ein Dokument, in dem die Strategie der kanadischen Regierung für den Fall einer drohenden Invasion durch die USA dargelegt wurde. Es enthielt Pläne für Blitzangriffe auf die USA, im Westen auf Washington, Oregon und North Dakota sowie Minnesota und im Osten auf Michigan, New York und die Neuenglandstaaten, die Einnahme von Schlüsselstädten, Transportrouten usw., um die Amerikaner zu vertreiben und sich dann auf Guerillaoperationen zurückzuziehen, falls der Krieg weitergehen sollte. Als ich Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in der kanadischen Armee Dienst leistete, trainierte mein Regiment nach diesem Operationsplan. Wir können davon ausgehen, dass jetzt ein aktualisierter Plan aktiviert wird.
Reaktion in Kanada und die Folgen
Ich sage das, weil die Reaktion der kanadischen Politiker aller Parteien, von der Rechten bis zur Linken, darin bestand, den Amerikanern zu sagen, sie sollen zur Hölle fahren und dass sie den Kampf bekommen, wenn sie einen wollen. Der Vorsitzende der [sozialdemokratischen] NDP forderte die anderen auf, ebenfalls Sanktionen gegen die USA auszusprechen, sollten diese Kanada sanktionieren. Die Premierminister einiger Provinzen drohten damit, die Öl- und Gaslieferungen sowie die Stromzufuhr in den Norden und Nordosten der USA zu kappen, und andere dachten sogar laut darüber nach, dass sich vielleicht einige US-Bundesstaaten von den USA abspalten und sich Kanada anschließen möchten, und ermutigten sie auch dazu. _Trudeau_, der im Moment noch als Premierminister amtiert, sagte, dass Kanada niemals Teil der USA sein wird, und Trumps Idee habe so viel Aussicht auf Verwirklichung wie die Chance eines Schneeballs in der Hölle. Wenn Trump und der „Deep State“, der die USA zu einer Raubtiernation macht, denken, Kanada sei ein leichtes Opfer, weil es so lange untätig war, dann sollten sie noch einmal nachdenken.
Trump ist etwas gelungen, was unsere Regierenden seit Jahren nicht mehr erreichten: Die Kanadier haben sich zu einer Stimme zusammengefunden, zu einer vereinten Widerstandskraft, die sich darauf besinnt, wer wir sind, was wir wollen, wie wir leben wollen, und wir sind uns alle in einer Sache einig: Wir wollen keine US-Amerikaner sein, und es gibt keine Macht auf der Welt, die uns jemals zu US-Amerikanern machen kann.
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Christopher Black ist ein internationaler Strafverteidiger mit Sitz in Toronto. Er ist für eine Reihe hochkarätiger Fälle von Kriegsverbrechen bekannt und hat vor kurzem seinen Roman „Beneath the Clouds“ veröffentlicht. Er schreibt Essays über internationales Recht, Politik und das Weltgeschehen. Er ist auch Mitglied des Vorstands der Weltunion der Freidenker. Der Text ist zuerst in New Eastern Outlook erschienen.